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Verletzungen auf Reisen
Apotheker Hartmut Pensel -
Die homöopathische Behandlung von Verletzungen eignet sich besonders gut
zum Einstieg in die Methode. Zum einen ist das Vorgehen relativ einfach: Die
Auswahl der passenden Arznei richtet sich nach dem Verletzungsmechanismus
(Auslöser) und dem betroffenen Gewebe. Eine weiter gehende Beachtung der
individuellen Beschwerden ist meist nicht notwendig. Andererseits kann die oft
beeindruckende Förderung der Heilung gerade bei Verletzungen schnell
nachvollzogen werden. Für ein optimales Vorgehen ist häufig eine differenzierte
Abfolge homöopathischer Arzneien notwendig. Selbstverständlich sind alle
weiteren notwendigen Maßnahmen vorzunehmen. Zumindest die ergänzende
Anwendung homöopathischer Arzneien ist in jedem Fall sinnvoll.
Im Folgenden werden die wichtigsten homöopathischen Arzneimittel bei
Verletzungen
vorgestellt.
Diese sollten in keiner homöopathischen
Reiseapotheke fehlen, da auf Reisen Verletzungen erfahrungsgemäß gehäuft
auftreten können.
Arnica (Bergwohlverleih)
Arnica ist eine bekannte Arznei bei Verletzungen. Allerdings ist Arnica nicht bei
jeder Verletzung angezeigt. Die Haupteinsatzgebiete sind die Folgen von
stumpfen
Verletzungen
der
Weichteile,
wie Prellungen,
Quetschungen,
Zerrungen der Muskulatur, blaue Flecken (Hämatome). Häufig wird hierbei über
ein Zerschlagenheitsgefühl im verletzten Gebiet
berichtet. Auch bei
Verletzungen des Kopfes, die zu einer Gehirnerschütterung führen, ist Arnica das
erste Arzneimittel, das verabreicht werden könnte. Bei ausgedehnten Verletzungen zeigen sich eine deutliche Verschlimmerung
durch Berührung und Bewegung.
Die vorbeugende Einnahme von Arnica ist zu vermeiden, da bei sensiblen
Personen Arnicasymptome provoziert werden können (Arzneimittelprüfung).
Bellis perennis (Gänseblümchen)
Unser einheimisches Gänseblümchen wird häufig als die kleine Schwester von
Arnica bezeichnet. Die Anwendungsgebiete entsprechen weitestgehend
denen der Arnicapflanze.
Insbesondere bei Prellungen des Beckens (nach einer Entbindung) oder der
Brüste kann sich ihre hervorragende Wirksamkeit entfalten. Im Unterschied zur
Arnica besteht eine auffallende Kälte der verletzten (gequetschten) Region
und die Beschwerden bessern sich durch Reiben bzw. Massieren. Bleibende
Schwellungen nach einer Prellung, trotz Arnicaeinnahme, sind ein weiteres
Spezifikum von Bellis.
Calendula (Ringelblume)
Eine
altbekannte
Verletzungspflanze
ist
unsere
Ringelblume.
Ihr
Haupteinsatzgebiet sind alle Wunden, die mit einem „Substanzverlust“
einhergehen. Gemeint sind hierbei vor allem Schürfwunden sowie große Riss-
und Quetschwunden. Durch die Förderung der Neubildung von frischem
Gewebe (Granulation) kann man Calendula sowohl bei frischen, als auch alten
offenen Verletzungen einsetzen.
Besonders bei schlecht heilenden, zur Eiterung neigenden Wunden, kann sich
die hervorragende homöopathische Wirkung der Calendulapflanze zeigen. Calendula kann unterstützend von außen, in Form von Salben- bzw.
Cremezubereitungen oder auch als verdünnte Tinktur, aufgetragen werden.
Ledum
(Sumpfporst)
Haupteinsatzgebiet
von
Ledum
sind
durchdringende,
punktförmige
Stichverletzungen. Diese Verletzungen bluten häufig wenig, können aber umso
heftiger schmerzen. Insektenstiche, aber auch
„spitze“ Tierbisse, etwa von
Katzen, Hamstern oder ähnlichen Nagetieren sind eine weitere Hinweise auf
Ledum.
Als
Leitsymptomatik finden wir ein kaltes Wundgebiet, welches sich
paradoxerweise durch kalte Anwendungen bessert. Gelegentliches Auftreten
von Schwellungen könnte ebenfalls typisch sein.
Staphisagria (Stephanskraut)
Staphisagria
wird
vorzugsweise
eingesetzt
bei
nachteiligen
Folgen
glattrandigen Schnittverletzungen, etwa nach Verletzung durch scharfe
Instrumente (z.B. Messer). Auch der scharfe Schnitt eines Skalpells, nach einer
Operation, erfordert häufig den Einsatz von Staphisagria. Das Wundgebiet und
die Narbenregion verhärten sich. Die Arznei kann auch in der Lage sein nach
einer Bauchoperation entstehende Verwachsungen zu verhindern.
Hypericum (Johanniskraut)
Es handelt sich um Verletzungen von Nerven oder nervenreicher Gebiete wie z.B. Fingerspitzen, Steißbein. Oft besteht eine Taubheit oder ein pelziges Gefühl in der betroffenen Region. Wenn nach einer Quetschung (in einem nervenreichen Gebiet), die mit Arnica behandelt wurde, die genannten Beschwerden bestehen bleiben, kann sich die Heilwirkung der Arznei entfalten. Ein typisches homöopathisches Vorgehen bei der Verstauchung eines Fußknöchels können Sie der folgenden Übersicht entnehmen. Je nach Zustand ist die angezeigte Arznei zu wählen. Ggf. kommen die Mittel auch nacheinander in Frage.
Homöopathische Arzneien bei einer Verstauchung
Apis
- Heftige Schwellung des Knöchels !!
- Hitzegefühl
- Verlangen nach kalter Anwendung
Bryonia
- Verschlechterung durch jede Bewegung
Arnika
- Bluterguss (Hämatom)
- Gefühl wie zerschlagen / wie geprellt
- Verschlechterung durch jede Berührung
Rhus toxicodendron
- meist nach o.g. Arzneien zur weiteren Heilung der Bänder
- Gefühl wie steif / unbeweglich
- Besserung durch Bewegen / Einlaufen
Einnahme homöopathischer Arzneien
Welche Potenz?
Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12.
Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung!
Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.