Krankenhaus; Foto: ©upixa/fotolia
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Keine Entmündigung durch Experten

Die Medizin baut heute ganz und gar auf die Ergebnisse von Studien, die eine Überlegenheit der einen Behandlung gegenüber einer anderen unter Beweis stellen sollen. Das ist das Credo der "Evidenzbasierten Medizin". Statistische Daten stehen ganz oben in der Erkenntnis - die persönliche Erfahrung des Therapeuten und der Wunsch eines kranken Menschen spielen eine untergeordnete Rolle. Die besten Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Therapien zu berücksichtigen - in Abwägung mit dem Risiko von unerwünschten Effekten, das ist grundsätzlich vernünftig. Wer möchte nicht optimal behandelt werden?


Was aber, wenn wir für den individuellen Einzelfall keine sichere Basis für eine Therapieentscheidung haben? Was ist, wenn die Beweise, auf die wir uns verlassen, keine wirkliche Aussagekraft haben, von Interessen gefärbt oder gar manipuliert wurden? Dann steht die optimale Versorgung kranker Menschen nach den Grundsätzen der Evidenzbasierten Medizin auf einem brüchigen Fundament.

Kritik

Die renommierte medizinische Zeitschrift The Landet beklagt in einer Artikelserie internationaler Forscher, dass 85 % der finanziellen Mittel für biomedizinische Forschung Verschwendung darstellten. Diese Forschung sei wertlos, die Ergebnisse nicht nutzbar für die Praxis. Frau Professor Mühlhauser von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Hamburg spricht von "Wissenschaftsmüll". Bei der Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierter Medizin 2017 in Hamburg wurde das Thema unter dem Motto: "Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft" thematisiert. Überflüssige diagnostische oder therapeutische Maßnahmen können Patienten schädigen und Geld verschlingen, dass dann in anderen Bereichen des Gesundheitswesen fehlt (Zitat aus der unabhängigen Pharmazeitschrift arznei-telegramm 08/2014).


Einfluss

Die pharmazeutische Industrie nimmt massiv Einfluss auf die Ergebnisse von Studien. Mindestens 70 % der durchgeführten Studien zur Wirksamkeit eines Präperates werden von dem Hersteller des geprüften Medikamentes finanziert. Verschiedene Übersichtsarbeiten haben übereinstimmend gezeigt, dass diese Studien etwa viermal so häufig zu Gunsten des geprüften Medikaments ausfallen im Vergleich mit Studien von neutralen Geldgebern. Da liegt die Frage nahe, ob (wirtschaftliche) Interessen Ergebnisse von Studien beeinflussen.


Peter Götzsche ist Professor für Forschungsdesign und Forschungsanalyse an der Universität Kopenhagen und Mitbegründer der "Cochrane Collaboration", dem führenden und renommierten Zusammenschluss internationale Wissenschaftler zur Wahrung der Evidenzbasiert Medizin. In seinem spannenden Buch Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität - Wie die Pharmaindustrie das Gesundheitswesen korrumpiert führt Götzsche detailiert und fundiert aus, wie die Grundsätze der Evidenzbasiert der Medizin oft genug ausgehebelt werden.

Informiert entscheiden

"Sichere" Wahrheiten sind in der Medizin oft genug Scheinwahrheiten. Meist müssen wir unter Unsicherheit entscheiden. Gibt es dabei einen vernünftigen Grund, eine Methode wie die Homöopathie, mit der ein Patient oder sein Therapeut gute Erfahrung gesammelt haben, die in Studien Wirksamkeit gezeigt hat, nicht zu berücksichtigen? Nur deswegen, weil wir den Wirkmechanismus nicht kennen?


Die im Medizinbetrieb häufig anzutreffende „Entmündigung durch Experten“ blendet zudem oft die persönlichen Lebensumstände eines kranken Menschen aus. Die Wertvorstellungen und Lebenskonzepte des Betroffenen werden nicht berücksichtigt. Dabei sind die eigentlichen Experten für unsere eigene Gesundheit und Krankheit doch wir selbst. Nur die verständnisvolle Verständigung beider "Experten", Patient und Arzt, führt zu einer sinnvollen Behandlung. Diesen Prozess, einerseits unter Berücksichtigung des besten verfügbaren Wissens und den eigenen persönlichen persönlichen Präferenzen andererseits in medizinischen Fragen eine Entscheidung zu treffen, nennen wir informiert entscheiden.


Unterschiede

Dabei gilt es auch die Unterschiede von Therapiekonzepten zu berücksichtigen. Die Domäne der etablierten Medizin, die Linderung von Symptomen, die Begrenzung eines drohenden Schadens, kann dank hochwirksamer Medikamente lebensrettend sein. Dieser Weg sollte nicht mit Heilung verwechselt werden. Heilung ist die Rückkehr unseres Organismus zu seiner normalen Funktion. Körper und Seele sollen erneut ein Gleichgewicht finden. Das könnte auch ein Leben ohne dauerhafte Einnahme lindernder Medikamente bedeuten. Das ist das Ziel der Homöopathischen Medizin.

Placebo?

Nur am Rande sei erwähnt: Es wird bei der Kritik der Homöopathischen Medizin immer wieder darauf verwiesen, dass ihre Erfolge bei der Behandlung überwiegend Placeboeffekte seien. Da sei die Frage erlaubt, selbst wenn das so wäre (Konjunktiv!), wen stört's? Den Menschen, der auf diese Art seine Krankheit überwindet, bestimmt nicht. Selbst wenn die Homöopathie "nur" eine erfolgreiche Placebobehandlung wäre - ist diese Art der nebenwirkungsarmen Heilung "schlechter" als eine risikoreiche Pharmakotherapie? Bei der Diskussion um die belächelte Placebowirkung wird meist übersehen, dass dessen Effekte in fast allen Studien um ein vielfaches größer sind, als die spezifische Wirkung von Medikamenten!


Eigenverantwortung

Gute, verlässlich Studien liefern uns Erkenntnisse, trennen Spreu von Weizen. Anderseits entpuppt sich im Zuge der wissenschaftlichen Entwicklung immer wieder die Wahrheit von heute als der Irrtum von morgen. Trotz Studien, Standards und Leitlinien unterliegt die Medizin sich wandelnden Moden, unterscheiden sich Therapien von Land zu Land, sogar in verschiedenen Regionen (Zwei Beispiele: Bezogen auf 1000.000 Einwohner wurden 2015 in Dresden 447 Operationen an der Wirbelsäule durchgeführt - während es in Fulda 2.710 waren. In der Zeit zwischen 2013 und 2015 wurden im Kreis Cloppenburg 1.148 Kinder durch Kaiserschnitt entbunden - im Kreis Dresden lediglich 485).


Es ist das gute Recht, ja vielleicht sogar die Pflicht eines jeden Patienten, die vermeintlich „sichere“ Realität in der Medizin kritisch zu hinterfragen. Nur auf der Grundlage kritischer Fragen und plausibler Antworten kann eine kluge, eine „informierte Therapieentscheidung“ getroffen werden. Und die kann für unterschiedliche Menschen durchaus unterschiedlich ausfallen. Wir, die Mitarbeiter des Homöopathieportals, bieten Ihnen für diese Entscheidung lebendige Informationen rund um die Homöopathie und weitere Aspekte der Medizin. Denn nur fundiertes Wissen kann Ihnen helfen, Ihre Eigenverantwortung in Gesundheitsfragen zu stärken.

Ihr

Dr. med. M. Berger


Im Bereich "Informiert entscheiden" finden Sie unabhängige Informationen über Medikamente, Früherkennung und Operationen. Der Bereich befindet sich im Aufbau.

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