Resistenz; Foto: ©psdesign1/fotolia
Homöopathische Arzneien bei akutem Durchfall
Apotheker Hartmut Pensel -
Akute Durchfallerkrankungen (Diarrhöe) sind im Regelfall selbstlimitierend und
dauern wenige Tage. Das akute unkomplizierte Krankheitsbild ist meist einer
homöopathischen Behandlung gut zugänglich. Der Besuch eines Arztes kann
insbesondere bei kleinen Kindern notwendig sein, da es schnell zur
Austrocknung durch den Flüssigkeitsverlust kommen kann.
Auslöser einer akuten Durchfallerkrankung (Diarrhöe) sind meist Bakterientoxine
durch Infektionen oder Aufnahme bakteriell verunreinigter Lebensmittel. Auf
eine Phase mit plötzlich einsetzender Übelkeit und Erbrechen folgt Durchfall
häufig in Kombination mit (leichten) Darmkoliken. Die Erkrankung ist im Regelfall
selbstlimitierend und dauert wenige Tage. Das akute unkomplizierte
Krankheitsbild ist meist einer homöopathischen Behandlung gut zugänglich. Der
Besuch eines Arztes ist notwendig bei blutigen Stühlen, starken kolikartigen
Schmerzen, Fieber über 39 Grad und generell bei Kindern bis zum 2. Lebensjahr,
da es schnell zur Austrocknung durch den Flüssigkeitsverlust kommen kann.
Es werden einige homöopathische Arzneimittel vorgestellt, die sich beim Einsatz
einer akuten Diarrhöe bewährt haben.
Veratrum
album
Krampfartige Bauchschmerzen mit heftigem Würgen, Erbrechen und vor allem
heftigen wässrigen Durchfall bis zum Kreislaufkollaps verlangen nach Veratrum
album (weißer Germer). Begleitend besteht oft eine Kälte des Körpers, speziell
des Bauches, und kalter Schweiß kann auf der Stirn stehen. Zusätzlich tritt meist
Schwindel als Zeichen der begleitenden Kreislaufschwäche auf. Durch
Aufnahme warmer Speisen und Getränken bessert sich der Zustand. Obst und
kalte Getränke werden nicht vertragen, obwohl hiernach Verlangen besteht.
Arsenicum album
Bei Durchfall, auch gleichzeitig mit Erbrechen auftretend, mit begleitender
Schwäche und auffallender Unruhe kommt Arsenicum album (weißes Arsen) in
Frage. Typische Auslöser sind meist kalte Speisen oder Getränke bzw.
verdorbene Speisen. Die wässrigen Stühle riechen unangenehm faulig und
werden als scharf und brennend empfunden, der Darmausgang ist meist
schnell gereizt. Zusätzlich berichten Betroffene über brennende Schmerzen, sie
frieren und suchen die Wärme. Auch warme Speisen und Getränke werden als
erleichternd empfunden, unangenehm sind kalte Speisen, Getränke, Eis und
Obst.
Pulsatilla
Wird der Durchfall durch fette, schwere Speisen wie zu viel sahniges Essen,
Schweinefleisch oder reichlich Eisgenuss (Sahneeis) ausgelöst, denken wir an
Pulsatilla (Küchenschelle). Meist tritt der Durchfall erst Stunden nach einer
Mahlzeit auf. Der Stuhl kann ständig in Farbe und Konsistenz wechseln.
Wechselnde Beschwerden sind charakteristisch für diese Arznei. Oft ist auch die
Zunge dick weißlich belegte. Betroffene haben eher wenig Durst, wenn sie
trinken, dann gerne kühle Getränke. Frische Luft, Entblößen (des Bauches) und
Bewegung können den Zustand verbessern. Warme Speisen / Getränke oder
warme stickige Luft sind unangenehm. Kinder können anhänglich und
weinerlich sein, sie suchen Trost und die Nähe ihrer Eltern.
Phosphorus
Dieses homöopathische Medikament ist angezeigt, wenn der Durchfall kurz nach der
Nahrungsaufnahme auftritt. Betroffene haben meist starken Durst, sie verlangen
nach kalten Speisen und Getränken, manchmal sogar nach eiskaltem Wasser.
Dies kann die Beschwerden zunächst lindern, nach einiger Zeit (offensichtlich
wenn es sich im Magen erwärmt) wird es erbrochen. Trotz der Krankheit kann
ein Leeregefühl im Bauch auftreten, der Appetit ist dann ausgeprägt. Es besteht
Verlangen nach würzigen und salzigen Speisen.
Podophyllum
Bei Podophyllum (Maiapfel) tritt der Durchfall insbesondere am frühen Morgen
auf. Er ist meist reichlich, gewaltsam und schwallartig (sogenannte
„Hydrantenstühle“), bei kleinen Kindern läuft die Windel schnell über. Der Stuhl
kann abstoßend stinken. Begleitend sind vielen Bauchgeräuschen wie Gluckern
und Gurgeln zu vernehmen. Bezeichnend ist die ausgeprägte Schwäche nach
dem Durchfall, diese kann sich in extremen Fällen bis zu ohnmachtsartige
Zustände steigern. Reiben des Bauches ist angenehm, bei warmem Wetter und
nach saurem Obst kann eine Verschlechterung auftreten.
Chamomilla
Ein weiteres Mittel, welches gerne auch bei Kindern Anwendung findet, ist
Chamomilla (Kamille). Der Stuhl riecht sauer und ist in der Regel von grünlicher
Färbung, ähnlich wie gehackter Spinat. Auslöser bei Erwachsenen können (über-) reichlicher Genuss von Kaffee sein.
Bezeichnend für die Kinder ist die begleitende Stimmungslage, von
Unzufriedenheit und Launenhaftigkeit über Ruhelosigkeit bis hin zur großen
Reizbarkeit und Zorn. Auffallend bei den Kindern ist auch die Besserung durch
Tragen und Schaukeln. Hingegen lösen Ansprechen und Berührung
Zornattacken aus. Nachts ist meist alles schlimmer.
Einnahme homöopathischer Arzneien
Welche Potenz?
Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12.
Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung!
Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.