Reiseübelkeit; Foto: ©photophonie/fotolia
Homöopathie beim Erbrechen
Apothekerin Daniela Haverland -
Erbrechen kann ein Symptom von vielen verschiedenen Erkrankungen sein. Es kann
durch äußere Reize hervorgerufen werden, z.B. schlechten Geruch oder Geschmack
oder bei Beschwerden des Gleichgewichtsorgans, z.B. bei der Reisekrankheit.
Erbrechen ist aber auch ein Symptom bei schwerwiegenden Erkrankungen, wie
Tumoren, Gehirnerschütterung oder bei seelisch bedingten Essstörungen, z.B. der
Bulimie oder der Anorexia nervosa. Als eines der lästigsten Symptome tritt es auch
häufig in der Frühschwangerschaft als typisches Zeichen auf.
Im Mittelpunkt sollen hier der vorrübergehende Magen-Darm-Infekt besprochen
werden, der auch sehr lästig, aber in unseren Breiten zum Glück selten
lebensbedrohlich ist. Ausnahmen können vermehrtes Erbrechen bei Säuglingen,
Kleinkindern und älteren Patienten sein, die durch die Gefahr der Austrocknung doch
schnell zu einem lebensbedrohlichen Zustand werden können. Hier sind dringend ein Arztbesuch und Behandlung notwendig.
Als Therapie ist neben dem vorrübergehenden Verzicht auf Nahrung und einer
ausreichenden Flüssigkeitszufuhr in Form einer standardisierten Traubenzucker-Salz
Mischung (z.B. Oralpädon®, Elotrans®) die Homöopathie eine ideale Methode zur
Linderung der Symptome und zur Verkürzung der Krankheitszeit.
Um das geeignete Homöopathischen Mittel zu wählen gilt die erste Frage der
möglichen Ursache für die Erkrankung. Wissenschaftlich ist selbstverständlich bekannt,
dass eine Vielzahl von Viren und Bakterien der Auslöser eines Magen-Darm Infektes sein
können. In der Homöopathie interessieren aber zur Arzneiwahl andere Ursachen.
Gibt es eine Ursache für das Erbrechen?
- verdorbene Nahrung , allgemeiner Magen-Darm-Infekt: Arsenicum, Veratrum
- fette Speisen, Durcheinanderessen: Pulsatilla
- Überessen, zu viel Alkohol: Nux vomica
- keine eindeutige Ursache zu erkennen: Ipecacuanha
Diese erste Unterscheidung kann schon zum richtigen Mittel führen, trotzdem sollte man
eine kurze Beschreibung der Arzneien beachten, da z.B. Ipecacuanha sehr typische
und auffallende Symptome hat, die sowohl bei einem Magen-Darm-Infekt, wie auch
bei fettem Essen oder Überessen passen können und auch charakteristische Symptome
bei Arsenicum album und Veratrum album bestehen.
Arsenicum album
Diese Mittel ist häufig die erste Wahl bei einem Magen-Darm-Infekt. Ausgelöst durch
verdorbene Nahrung kommt es zu einer Art „Vergiftung“. Die Symptome sind
schwallartiges Erbrechen, typisch ist gleichzeitiges Auftreten von Durchfall. Alles brennt,
der After ist wund und brennt, im Magen fühlt es sich an als schwele ein kleines Feuer.
Man möchte gerne das Feuer mit kaltem Wasser löschen, doch gelingt dies nicht
unbedingt. Man kann nicht viel auf einmal trinken sondern immer wieder häufige,
kleine Schlucke, die aber nicht im Magen bleiben und wieder erbrochen werden. Man
ist erschöpft und braucht Wärme, möchte in das Bett oder auf das Sofa mit einer
dicken Decke und einer Wärmflasche, wenn auch die begleitende Ruhelosigkeit die
Betroffenen immer wieder antreibt.
Ipecacuanha
Der Name ist Programm, die Brechwurzel heißt nicht von ungefähr so. Dauernde
Übelkeit und Erbrechen stehen bei dieser Arznei im Vordergrund, Durchfall tritt selten
auf. Man kann gar nichts bei sich behalten. Nach dem Erbrechen fühlt man sich noch
elender als vorher, es erleichtert in keiner Weise! Man sieht auch elend und kaputt aus,
vielleicht sogar mit dunklen Augenringen. Beachtet werden sollte, dass für die Auswahl
der Arznei die Zunge ist nicht belegt sein sollte.
Nux vomica
Nux vomica ist eine wichtige Arznei für den Magen und den Darm. Das Wort „Gift“ oder
„Vergiftung“ hat auch hier seine Berechtigung. Nux vomica ist ein großes
„entgiftendes“ Mittel und wird eingesetzt, wenn eine „Vergiftung“ und damit
verbundene Magen-Symptome durch die Überlastung von „zu vielen“ Einflüssen erfolgt.
Zu viel Alkohol, Medikamente, Kaffee, Tabak, aber auch Stress oder (über-) reichliches
Essen können die Ursache für Übelkeit und Bauchkrämpfe sein. Man würgt und hat das
Bedürfnis den Magen zu erleichtern. Wenn dann alles draußen ist fühlt man sich auch kurz besser. Allerdings kommt das
Gefühl, sich nicht genügend entleert zu haben schnell zurück. Als weiteres
Begleitsymptom haben Betroffene häufig mit Kopfschmerzen zu tun. Am Morgen ist alles
schlechter, dann fühlt man sich auch „wie vergiftet“.
Pulsatilla
Wenn man sehr empfindlich auf Fett, Sahne und fette, schwere Speisen reagiert, so ist
Pulsatilla meist die richtige Arznei. Häufig hat man auch mit Magendruck und
Sodbrennen zu tun, verträgt auch Durcheinanderessen nicht. Dies ist auch der Grund,
warum nach einer Kindergeburtstagsparty, wenn das Kind mit Übelkeit, Brechreiz und
Magendruck nach Hause kommt, Pulsatilla so gut helfen kann. Das Erbrechen findet
häufig erst 1 bis 2 Stunden nach der Nahrungsaufnahme statt. Eine auffallende
Besserung ist an der frischen Luft zu verspüren.
Veratrum album
Bei dieser Arznei bestehen ähnliche Symptome wie bei Arsenicum album, nur ist
(gefühlt) alles noch schlimmer. Schwallartiges Erbrechen und Durchfall, krampfartige
Bauchschmerzen und große Erschöpfung, bis hin zur Kreislaufschwäche mit dem Gefühl,
jeden Moment in Ohnmacht zu fallen, sind charakteristische Beschwerden. Diese
Kreislaufschwäche, das „Kollaps“ Gefühl ist auch eines der wichtigsten Leitsymptome.
Man hat das Bedürfnis sich hinzulegen, fühlt sich kalt und schwach, mit kaltem Schweiß
auf der Stirn. Im Gegensatz zu Arsenicum album ist hier das brennende Gefühl nicht so
im Vordergrund und wenn man etwas trinkt, dann gerne große Mengen und nicht
immer nur ein kleines Schlücklein.
Einnahme homöopathischer Arzneien
Welche Potenz?
Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12.
Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung!
Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.