Martin Socha und Dr. Andreas Wacker -
Der Artikel beschreibt die Vorgänge bei der Vergrößerung der Prostata und die
Folgen für den Organismus. Wann ist die medikamentöse Behandlung, wann
eine Operation angezeigt? Es folgt die Beschreibung bewährter
homöopathischer Arzneien für die Behandlung der Prostatavergrößerung.
Die Prostata (Vorsteherdrüse) bildet die Hauptmenge der Ejakulatflüssigkeit. Sie
sitzt unter der Harnblase, der erste Teil der Harnröhre zieht mitten durch sie
hindurch. Die gesunde Prostata hat beim jungen Mann ungefähr ein
Organgewicht von 20g. Beim altersbedingten Wachstum der Drüse kann dieses
auf bis über 100g ansteigen. Die regelmäßige Untersuchung und Bestimmung
der Prostatagröße wie auch ihrer Konsistenz (Verhärtungen sind bei der rektalen
Untersuchung der Drüse feststellbar und können auf ein Prostatacarcinom
hinweisen) gehören zum Programm der jährlichen Krebsvorsorgeuntersuchung.
Im Alter von 45 bis 50 Jahren kommt es bei etwa der Hälfte der Männer zu einer
Vergrößerung der Prostata. Aufgrund der möglichen Einengung der Harnröhre
kann das Wachstum der Prostata für die Blasenentleerung zu einem Problem werden!
Entsprechend der Beschwerden kann man die Erkrankung in verschiedene
Stadien einteilen, nach denen sich die schulmedizinische Therapie richtet:
Stadium I: Verzögerter Beginn des Wasserlassens; Harndrang und Entleerung
der Blase werden häufiger, nachts muss der Betroffene mehrfach aufstehen.
Zunächst wird die Blase noch vollständig entleert. Es besteht also kein Restharn.
Die Erkrankung ist im kompensierten Stadium, die Funktionseinschränkung kann
durch vermehrtes Pressen ausgeglichen werden.
Stadium II: Beginnende Dekompensation, zunehmend erschwertes Wasser-
lassen mit deutlichem Empfinden einer Widerstandserhöhung, immer
häufigerem Drang zur Entleerung und zunehmendem nächtlichen Wasser-
lassen. Es kommt zur Restharnbildung, die Blase kann nicht mehr vollständig
entleert werden. Restharnbildung ist eine ungünstige Situation, da der
zurückbleibende Urin zu einer Art „stehendem Gewässer“ wird, das „versumpft“.
Nun finden sich also gute Bedingungen für ein Bakterienwachstum und es
kommt zu Harnwegsinfekten.
Stadium III: Die volle Dekompensation ist erreicht, wenn ein Harnverhalt auftritt.
Die Entleerung der Blase ist dann akut nicht mehr möglich, ein meist sehr
schmerzhafter Zustand. Wenn der Druck durch die große Harnmenge in der
Blase das maximale Fassungsvermögen übersteigt, kommt es zum ständigen
tropfenweise Abgang von Urin. Man spricht von einer Überlaufblase. Dies hat
natürlich auch Auswirkungen auf den restlichen oberen Harntrakt. Eine Stauung
der Nieren kann sich ausbilden, bei Fortdauer der Situation leidet die
Nierenfunktion.
Die Beschwerden sind nicht unbedingt von der messbaren Prostatagröße
(Ultraschalluntersuchung) abhängig. Es gibt Betroffene mit einer Prostatagröße
von 80 oder 90g, die kaum Beschwerden und nicht mal eine geringe
Restharnbildung haben und dagegen andere Männer, die mit einer 25g Drüse
eine deutliche Symptomatik oder gar schon einen Harnverhalt entwickeln.
Das Stadium III sollte eigentlich nicht erreicht werden. Die schulmedizinische
Therapie sieht ab dem Stadium II (mit Auftreten von Restharnbildung und
Harnwegsinfekten) die Operation vor. Das Stadium I wird meist medikamentös
behandelt. Es kommen zunächst vor allem pflanzenheilkundliche Medikamente
zum Einsatz. Kürbissamen, Brennnessel und Sägepalmenfruchtextrakte sind die
bekanntesten pflanzlichen Produkte. Daneben gibt es Medikamente, die den
Spannungszustand der glatten Muskelzellen am Blasenboden und in der
Prostata senken (sogenannte alpha-Rezeptor-Blocker) und so den Urinfluss
verbessern können. Andere Wirkstoffe beeinflussen die Umwandlung der
Hormone in der Prostata (5alpha-Reduktase-Hemmer) und bremsen damit das
Wachstum der Drüse.
Die homöopathische Behandlung sollte bei der Prostatavergrößerung nach
ganzheitlichen Gesichtspunkten im Sinne der Behandlung chronischer
Krankheiten durch einen erfahrenen homöopathischen Arzt erfolgen. Zur
Linderung akuter Beschwerden im Stadium I, das heißt selbstverständlich nach einer fachärztlichen Konsultation, bieten sich für eine begleitende
Selbstbehandlung folgende homöopathische Arzneimittel an:
Causticum D12
Häufiges Urinieren tagsüber und nachts. Langes Pressen ist notwendig bis das
Wasserlassen in Gang kommt. Der Harnstrahl ist schwach. Das Wasserlassen
geht im Sitzen wesentlich besser oder es geht nur im Sitzen (vgl.Zincum).
Sarsaparilla D12
Wasserlassen geht im Stehen besser, im Sitzen nur tropfenweise. Schmerzen in
der Harnröhre, vor allem zum Ende des Wasserlassens hin.
Sabal serrulatum D12
Schwacher Harnstrahl, häufiger Harndrang tagsüber und vor allem nachts.
Kältegefühl in der Blase und den äußeren Geschlechtsteilen.
Zincum metallicum D12
Bei starkem Harndrang und deutlich voller Blase ist die Entleerung trotzdem nur
in bestimmten Körperhaltungen möglich, beispielsweise ausschließlich im Sitzen,
sitzend mit nach hinten gebeugtem Oberkörper oder sitzend mit weit
auseinander gespreizten Knien. Einnässen in der Nacht kann vorkommen.
Zincum kommt auch in Frage, wenn das Wasserlassen nur zufriedenstellend in
Gang kommt, wenn nebenbei der Wasserhahn läuft.
Chimaphila umbellata D12
Die Blasenentleerung ist am besten in folgender Haltung möglich: Beine weit
gespreizt, Oberkörper weit nach vorn gebeugt.
Petroselinum D12
Häufiger Harndrang, der sehr plötzlich auftritt. Dem Harndrang muss sofort das
Wasserlassen folgen, sonst kommt es zu starken Schmerzen.
Staphisagria D12
Häufiger Harndrang, dünner Harnstrahl, Restharngefühl, beständiger Eindruck,
als ob noch ein Tropfen Urin durch die Harnröhre liefe. Diese Empfindung ist
nach dem Wasserlassen besser.
Clematis D12
Mehrfache Unterbrechung des Harnstrahls, Entleerung der Blase auf einen Zug
ist nicht möglich. Im Anschluss Harntröpfeln. Oder: Schwieriger Start des
Wasserlassens, zunächst gehen nur einige Tropfen worauf sich schließlich aber
ein voller Harnstrahl anschließt.
Digitalis D12
Ständiges Völlegefühl der Blase, nach der Harnentleerung nicht gebessert.
Schmerzhafter Harndrang. Kommt auch als Mittel bei akutem Harnverhalt in
Frage. Dann alle 10 Minuten 3 Globuli auf dem Weg zu ärztlicher Hilfe.
Einnahme homöopathischer Arzneien
Welche Potenz?
Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12.
Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung!
Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.