Dr. med. M. Berger -
Allergische Krankheiten nehmen in den Ländern mit westlichem Lebensstil stetig
zu. Insbesondere die
Neurodermitis,
das
Asthma
bronchiale und der
Heuschnupfen haben eine dramatische Bedeutung erlangt. Mittlerweile leiden,
je nach Studie, bis zu 30% (!) der Kinder in Deutschland an einer Neurodermitis.
Quälender
Juckreiz,
der
von
der
Umwelt
häufig
als
entstellend
wahrgenommene Hautzustand und die damit verbundene Ausgrenzung führen
oft zu einem hohen Leidensdruck bei den Betroffenen und ihren Familien.
Viele Fragen zur Entwicklung der Erkrankung sind nach wie vor ungeklärt. Als
gesicherte vorbeugende Maßnahmen gelten das Stillen über zumindest vier
Monate und der Verzicht auf das Rauchen in der Umgebung betroffener
Kinder. Auch ein Training des Immunsystems durch frühkindliche Infekte scheint
die Gesundheit zu stärken.
Eine differenzierte Diagnostik umfasst mehr als nur einen flüchtigen Blick auf die
lädierte Haut. Sie basiert auf einer gründlichen Anamnese (Befragung) unter
Einschluss psychosozialer Umstände und Belastungen der Kinder und ihrer
Familien. Ergibt die Anamnese den Verdacht, dass allergische Auslöser eine
Rolle spielen, sind weitere Maßnahmen notwendig. Die Bestimmung des
Gesamt-IgE Spiegels im Blut als Hinweis auf eine allgemeine allergische
Bereitschaft, sowie die Suche nach speziellen allergischen Auslösern mittels RAST
(Bluttest), Prick- oder Atopie-Patch-Test (Hauttests) sind weitere Möglichkeiten.
Das Führen eines Juckreiz- oder Ernährungsprotokolls kann helfen, wirksame
Auslöser für Juckattacken und Verschlimmerungen zu erkennen.
Das
Erkennen
relevanter
Auslöser,
Triggerfaktoren
und
(psychosozialer)
Belastungen ist, wie oben erwähnt, die Grundlage für die Erarbeitung eines
individuellen und vernünftigen Therapiekonzeptes. Eine Behandlung, die
lediglich die Hemmung der Entzündung mit Cortison im Blick hat, wird den
Verlauf der Erkrankung nicht beeinflussen. Dieses Vorgehen wird auch von den
Betroffenen meist als unzureichend und unbefriedigend wahrgenommen.
Nur
ein die
verschiedenen
Facetten der Krankheit einbeziehendes,
vielschichtiges Therapiekonzept ermöglicht die umfassende, ganzheitliche
Betreuung der Betroffenen.
Vermeidung von Allergenen
Auf der Grundlage der beschriebenen Untersuchungen können vernünftige
Empfehlungen zur Vermeidung allergischer Auslöser gegeben werden. Diese
betreffen die Sanierung des häuslichen Umfeldes (Hausstaubmilbe), die Frage
der Haustierhaltung oder die Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel. Neben
den „echten“ Nahrungsmittelallergien (diese können im Blut oder durch die
beschriebenen Hauttests bestimmt werden) bestehen häufig schwer zu
erkennende Unverträglichkeiten. In vielen Fällen ist die Zusammenarbeit mit
einer erfahrenen Ernährungsberaterin unverzichtbar.
Hautpflege
Die Auswahl der geeigneten Hautpflege (Salbe, Creme, Paste oder andere
Zubereitungen) richtet sich nach dem aktuellen Zustand der Haut. Individuell
abgestimmte Rezepturen ermöglichen ein differenziertes Vorgehen und bieten
die Möglichkeit, lokal irritierende oder unverträgliche Substanzen zu vermeiden.
Entzündungshemmung
Cortison hemmt lediglich die Entzündung in der Haut, insbesondere der Juckreiz
wird dadurch gelindert. Therapeut und Betroffene sollten sich darüber im Klaren
sein, dass es sich bei dieser Behandlung lediglich um die (kurzfristige) Kontrolle
von Symptomen handelt, die mittel- oder langfristige Entwicklung der Krankheit
wird nicht beeinflusst. Die Nebenwirkungen der Kortikoide sind hinlänglich
bekannt. Weniger bekannt ist, dass der als „Immunmodulator“ beworbene
Calcineurinantagonist Tacrolismus lediglich als Reservemittel eingestuft wird und
nicht zur Langzeitbehandlung eingesetzt werden sollte (u.a. wird ein erhöhtes
Risiko für die Entwicklung bösartiger Erkrankungen vermutet.)
Neurodermitis - Training
Krankheitsbezogene
Trainingsprogramme
kommen
den
Bedürfnissen
der
Betroffenen (und ihren Familien) nach umfassender Information über die
Umstände der Krankheit nach. Dies ist in der regulären Sprechstunde eines
(Kassen-) Arztes nicht zu leisten. Die Trainingsprogramme unterstützen die
Eigenständigkeit im Rahmen der Krankheitsbewältigung. Innerhalb eines
umfassenden Behandlungskonzeptes auch eigenverantwortlich handeln zu
können gibt Zuversicht und ermöglicht den Betroffenen ein Gefühl der
Kontrollierbarkeit der Erkrankung zu erwerben.
Mittlerweile sind
die
Trainingsprogramme standardisiert und werden in verschiedenen Einrichtungen
angeboten.
Probiotische Behandlung
Das in der Schleimhaut des Magen - Darm - Traktes angesiedelte Immunsystem
scheint bei der Entwicklung der Neurodermitis und anderer allergischer
Krankheiten eine wichtige Bedeutung zu erlangen. Möglicherweise spielt in
diesem Zusammenhang auch die frühe und wiederkehrende Behandlung
veranlagter Kinder mit Antibiotika eine negative Rolle und begünstigen den
Ausbruch der Neurodermitis. Finnische Studien haben gezeigt, dass bei
allergischer
Familienveranlagung
die
Behandlung der Mutter
in
der
Schwangerschaft und Stillzeit mit bestimmten Darmbakterien vorbeugend
wirken und den Ausbruch der Erkrankung beim Kind verzögern kann.
Homöopathische Behandlung
Kortison und andere Entzündungshemmer können die Beschwerden lindern, sie
sind in manchen Fällen, zumindest vorübergehend, eine große Hilfe für
Betroffene. Die Wirkung dieser Medikamente ist selbstverständlich an die
andauernde Anwendung oder Einnahme gebunden. Nebenwirkungen sind
unvermeidbar, insbesondere bei der langfristigen Anwendung müssen sie in
Kauf genommen werden.
Ziel der homöopathischen Behandlung ist dem gegenüber die umfassende und
nachhaltige Regulierung immunologischer und seelischer Abläufe. Bei einer
erfolgreichen Behandlung kommt es zu deutlichen Veränderungen: der Zustand
der Haut, der Juckreiz und das emotionale Befinden können sich dramatisch
verbessern. Häufig lässt sich im Verlauf auch eine bessere Toleranz vorher
unverträglicher Nahrungsmittel beobachten. In diesen Fällen handelt sich um
eine „echte Heilung“, die
permanente Einnahme von lindernden Medikamenten ist dann überflüssig. Darin liegt die große Chance für die
Betroffenen durch eine homöopathische Behandlung.