Kennen Sie das? Ihr
Arzt veranlasst
einen Allergietest und stellt die
Diagnose
„Nahrungsmittelallergie“. Sie werden mit dem Hinweis entlassen, auf die
entsprechenden Lebensmittel zu verzichten. Viele Fragen tauchen auf, mit
denen Sie sich allein fühlen: „Wie lange soll das Lebensmittel gemieden
werden? Wie erkenne ich auf der Verpackung, ob sich das Allergen darin
befindet? Wo bekomme ich gute Ersatzprodukte und wie stelle ich die
Versorgung mit allen Nährstoffen sicher?“ Für all diese Fragen stehen auf
Allergien spezialisierte Ernährungsfachkräfte
(OecotrophologInnen und
DiätassistentInnen) zur Verfügung, zu denen Ärzte ihre Patienten schicken
können. Dann übernehmen auch die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für
die Beratung anteilig oder vollständig.
Ein positiver Allergietest beweist noch nicht die Allergie, sondern zeigt, dass ein
Mensch gegen einen Stoff sensibilisiert ist, d.h. der Körper bildet Abwehrstoffe
(Antikörper). Ob diese bereits wirksam sind, ist hingegen zunächst nicht klar.
Deshalb ist der nächste Schritt zu überprüfen, ob und welche der auffälligen
Nahrungsmittel tatsächlich für die Beschwerden verantwortlich sind. Das
geschieht mit Hilfe einer Eliminationsdiät und anschließender Provokation. Der
Patient wird angeleitet, für mindestens 2-4 Wochen alle verdächtigen
Lebensmittel aus dem Speiseplan zu streichen. Dafür bekommt er von der
Ernährungsfachkraft eine genaue Anleitung, in welchen Produkten und Speisen
sich das jeweilige Allergen befindet. Wer denkt schon daran, dass die meisten
Margarinen heutzutage mit Milchprodukten versetzt sind oder das Apfelsaft mit
Hühnerei geklärt wird? In dieser Phase sollten auch Lebensmittel gemieden
werden, auf denen der Hinweis steht, „kann Spuren von ... enthalten“, da der
Körper in der Karenzphase häufig stärker auf den Allergie auslösenden Stoff
reagiert als vorher. Muss ein Patient zugleich auf mehrere Grundnahrungsmittel verzichten, ist es
wichtig eine Positivliste zu erstellen, d.h. eine Liste von geeigneten Lebensmitteln
und Mahlzeiten, mit denen ein Esstag gefahrlos gestaltet werden kann. Diese
sollen speziell auf den Alltag und die Verzehrsgewohnheiten des Betroffenen
abgestimmt sein.
In dieser Phase muss der Patient zwingend ein Beschwerdeprotokoll führen. Dies
hilft zu kontrollieren, ob alle Allergene vollständig gemieden werden und sich
die Beschwerden unter der Diät deutlich verbessern. Bleiben die Beschwerden
unverändert bestehen, sind die wahren Auslöser noch nicht gefunden und man
kann wieder zum alten Speiseplan zurückkehren. Geht es dem Patienten
deutlich besser, ist es wahrscheinlich, dass sich der Allergieauslöser unter den
gemiedenen Lebensmitteln befindet. Um nicht unnötig viele Lebensmittel auf
Dauer zu vermeiden, sollte nun eine Provokation mit den verdächtigen
Lebensmitteln stattfinden. Hierzu bedarf es einer engen Abstimmung mit dem
behandelnden Arzt
und der Ernährungsfachfrau
(-fachmann), da
es
möglicherweise zu starken Reaktionen kommen kann. Treten bei der gezielten
Provokation die Beschwerden erneut auf, gilt die Allergie als bewiesen und das
Insbesondere bei Kindern ist die Chance groß, dass sich die Allergie innerhalb
von 1-2 Jahren zurückbildet. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die
auslösenden Nahrungsmittel möglichst vollständig gemieden werden. Die
Ernährungsfachkraft unterstützt dabei, das Umfeld (Kindergarten, Großeltern,
Freunde) mit in die Therapie einzubeziehen.
Auch der
Umgang mit Außerhausverpflegung, Einladungen etc.
wird
besprochen und Anleitungen für das allergenarme Kochen gegeben.
Wenn Grundnahrungsmittel wegfallen, ist nicht nur der Genuss eingeschränkt
sondern auch die Versorgung mit Nährstoffen gefährdet. Insbesondere das
Meiden von Milch, Fisch oder die sehr häufige Kreuzallergie auf rohes Stein- und
Kernobst führt leicht zu Mangelerscheinungen. Hier bedarf es einer
Nährstoffberechnung mit Optimierung des Speiseplans und unter Umständen
auch Einnahme einer Nahrungsergänzung.
Schon aus diesem Grund gilt: nur die Lebensmittel weglassen, die tatsächlich
für die Beschwerden verantwortlich sind!
Leider werden immer noch viel mehr Lebensmittel gemieden als tatsächlich
nötig!