Nahrungsmittel; Foto: ©benjaminnolte/fotolia
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Diagnose Nahrungsmittelallergie – was nun?

Ernährungsberaterin Corinna Handt -

Kennen Sie das? Ihr Arzt veranlasst einen Allergietest und stellt die Diagnose „Nahrungsmittelallergie“. Sie werden mit dem Hinweis entlassen, auf die entsprechenden Lebensmittel zu verzichten. Viele Fragen tauchen auf, mit denen Sie sich allein fühlen: „Wie lange soll das Lebensmittel gemieden werden? Wie erkenne ich auf der Verpackung, ob sich das Allergen darin befindet? Wo bekomme ich gute Ersatzprodukte und wie stelle ich die Versorgung mit allen Nährstoffen sicher?“ Für all diese Fragen stehen auf Allergien spezialisierte Ernährungsfachkräfte (OecotrophologInnen und DiätassistentInnen) zur Verfügung, zu denen Ärzte ihre Patienten schicken können. Dann übernehmen auch die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Beratung anteilig oder vollständig.


1. Schritt: Verdächtige Lebensmittel weglassen

Ein positiver Allergietest beweist noch nicht die Allergie, sondern zeigt, dass ein Mensch gegen einen Stoff sensibilisiert ist, d.h. der Körper bildet Abwehrstoffe (Antikörper). Ob diese bereits wirksam sind, ist hingegen zunächst nicht klar. Deshalb ist der nächste Schritt zu überprüfen, ob und welche der auffälligen Nahrungsmittel tatsächlich für die Beschwerden verantwortlich sind. Das geschieht mit Hilfe einer Eliminationsdiät und anschließender Provokation. Der Patient wird angeleitet, für mindestens 2-4 Wochen alle verdächtigen Lebensmittel aus dem Speiseplan zu streichen. Dafür bekommt er von der Ernährungsfachkraft eine genaue Anleitung, in welchen Produkten und Speisen sich das jeweilige Allergen befindet. Wer denkt schon daran, dass die meisten Margarinen heutzutage mit Milchprodukten versetzt sind oder das Apfelsaft mit Hühnerei geklärt wird? In dieser Phase sollten auch Lebensmittel gemieden werden, auf denen der Hinweis steht, „kann Spuren von ... enthalten“, da der Körper in der Karenzphase häufig stärker auf den Allergie auslösenden Stoff reagiert als vorher. Muss ein Patient zugleich auf mehrere Grundnahrungsmittel verzichten, ist es wichtig eine Positivliste zu erstellen, d.h. eine Liste von geeigneten Lebensmitteln und Mahlzeiten, mit denen ein Esstag gefahrlos gestaltet werden kann. Diese sollen speziell auf den Alltag und die Verzehrsgewohnheiten des Betroffenen abgestimmt sein.


2. Schritt: Provokation

In dieser Phase muss der Patient zwingend ein Beschwerdeprotokoll führen. Dies hilft zu kontrollieren, ob alle Allergene vollständig gemieden werden und sich die Beschwerden unter der Diät deutlich verbessern. Bleiben die Beschwerden unverändert bestehen, sind die wahren Auslöser noch nicht gefunden und man kann wieder zum alten Speiseplan zurückkehren. Geht es dem Patienten deutlich besser, ist es wahrscheinlich, dass sich der Allergieauslöser unter den gemiedenen Lebensmitteln befindet. Um nicht unnötig viele Lebensmittel auf Dauer zu vermeiden, sollte nun eine Provokation mit den verdächtigen Lebensmitteln stattfinden. Hierzu bedarf es einer engen Abstimmung mit dem behandelnden Arzt und der Ernährungsfachfrau (-fachmann), da es möglicherweise zu starken Reaktionen kommen kann. Treten bei der gezielten Provokation die Beschwerden erneut auf, gilt die Allergie als bewiesen und das


3. Schritt: Mit dem Verzicht leben lernen

Insbesondere bei Kindern ist die Chance groß, dass sich die Allergie innerhalb von 1-2 Jahren zurückbildet. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die auslösenden Nahrungsmittel möglichst vollständig gemieden werden. Die Ernährungsfachkraft unterstützt dabei, das Umfeld (Kindergarten, Großeltern, Freunde) mit in die Therapie einzubeziehen. Auch der Umgang mit Außerhausverpflegung, Einladungen etc. wird besprochen und Anleitungen für das allergenarme Kochen gegeben. Wenn Grundnahrungsmittel wegfallen, ist nicht nur der Genuss eingeschränkt sondern auch die Versorgung mit Nährstoffen gefährdet. Insbesondere das Meiden von Milch, Fisch oder die sehr häufige Kreuzallergie auf rohes Stein- und Kernobst führt leicht zu Mangelerscheinungen. Hier bedarf es einer Nährstoffberechnung mit Optimierung des Speiseplans und unter Umständen auch Einnahme einer Nahrungsergänzung. Schon aus diesem Grund gilt: nur die Lebensmittel weglassen, die tatsächlich für die Beschwerden verantwortlich sind! Leider werden immer noch viel mehr Lebensmittel gemieden als tatsächlich nötig!


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