Arnica montana; Urheber © Urheber: Scisetti Alfio / fotolia
Arnica montana; Urheber © Urheber: Scisetti Alfio / fotolia

Die homöopathische Behandlung von Verletzungen mit Arnica montana

Dr. med. M. Berger -

Arnica montana ist ein häufiges homöopathisches Arzneimittel, im Mittelpunkt steht seine heilende Wirkung bei Verletzungen der Weichteile. Dieser Artikel beschreibt zunächst die generellen Grundlagen der Homöopathischen Medizin und fasst dann die Hauptwirkungen von Arnika montana und das praktische homöopathische Vorgehen bei verschiedenen Verletzungsformen zusammen.

Grundlagen der Homöopathischen Medizin

Der grundlegende Mechanismus in der homöopathischen Medizin ist das Ähnlichkeitsprinzip. Die Einnahme oder äußerliche Anwendung eines Naturstoffes ruft bei einem gesunden Menschen typische Symptome hervor. Leidet ein Mensch unter einer Krankheit mit einer ähnlichen Symptomatik, wird diese Substanz zum homöopathischen Arzneimittel. Für die Behandlung gemäß dem Ähnlichkeitsprinzip ist die möglichst genaue Kenntnis der individuellen Symptome eines Kranken notwendig.


Für die homöopathische Mittelwahl spielen typische Auslöser, die Art der Empfindung und die individuellen Modalitäten (was bessert, was verschlechtert die Beschwerden) eine wichtige Rolle. Vom homöopathischen Arzneimittel muss andererseits bekannt sein, welche Symptome es bei einer gesunden Person erzeugen kann. Aus diesem Grunde werden so genannte homöopathische Arzneimittelprüfungen durchgeführt. Die Substanzen werden unter kontrollierten Bedingungen eingesetzt, die entstehenden Veränderungen protokolliert und abschließend ausgewertet. Gemeinsam mit den bekannten pharmakologisch - toxikologischen Daten entsteht so ein differenzierter „Steckbrief“ der Arzneien, der als Arzneimittelbild bezeichnet wird.


Bei der Herstellung der Arzneien werden diese nach den Regeln des homöopathischen Arzneibuches schrittweise verändert, wir sprechen von der „Potenzierung“. Die entstehende, sprichwörtliche „homöopathische Dosis“ ist allerdings nicht lediglich eine zunehmende Verdünnung der Ausgangssubstanz. Mit steigender Potenzierung nimmt die Wirksamkeit der Arzneimittel zu, vorausgesetzt sie werden homöopathisch, also gemäß dem Ähnlichkeitsprinzip, verabreicht. Offensichtlich kommt es dabei, vorsichtig formuliert, zunehmend zu einer dynamischen Kraftentfaltung auf das körpereigene Regulationssystem. Gleichzeitig nehmen die giftigen Eigenschaften der Medikamente ab. Nebenwirkungen, wie bei der Verordnung herkömmlicher Medikamente, sind bei der homöopathischen Therapie nicht zu erwarten.


Die Auswahl eines homöopathischen Arzneimittels erfolgt also in der Regel nicht allein auf Grund der Diagnose, sondern anhand der Ähnlichkeit der Symptome. Dieses Vorgehen führt dazu, dass bei einer zu behandelnden Krankheit verschiedene homöopathische Arzneimittel, je nach individuell vorliegender Symptomatik, in Betracht kommen. Dies gilt auch für die Behandlung von Verletzungen. Dabei stützt sich die homöopathische Arzneimittelwahl bei der Behandlung einer akuten Krankheit (z.B. Infekt, Verletzung) in der Regel auf wenige charakteristische Symptome, sie werden als Leitsymptome bezeichnet (Auslöser, Empfindung, Modalität). Es handelt sich um die so genannte organotrope Behandlung nach dem Muster der „bewährten Indikationen“. Dieses Vorgehen ist relativ einfach zu erlernen, praktisch erprobt, wird auch von Laien praktiziert und bildet die Grundlage für die Beratung in der Apotheke.


Die Ausweitung des Ähnlichkeitsprinzips auf die Symptomatik des ganzen Menschen, auch auf den seelisch - geistigen Bereich, wird als konstitutionelle oder klassische Homöopathie bezeichnet. Dieses Vorgehen ist typisch für die Behandlung chronisch kranker Menschen. Es sollte dem hierfür ausgebildeten und erfahrenen homöopathischen Behandler vorbehalten bleiben.

Arnica montana

Wirkungen von Arnica

Die Hauptwirkungen von Arnica montana, die sich aus den Arzneimittel- prüfungen und dem toxikologischen Bild ergeben, kann folgendermaßen zusammengefasst werden:

  • an der Haut entzündungshemmende und wundheilungsfördernde Wirkung
  • komplexe Wirkung auf Herztätigkeit und Kreislaufsystem
  • Gefäßwirkung mit Ausbildung einer Verletzlichkeit der Gefäße (leichte Entstehung von Blutergüssen) und Veränderung der Gefäßdurchlässigkeit

Leitsymptome von Arnica

Im Zusammenhang mit den Hauptwirkungen ergeben sich in Bezug auf das Thema Verletzungen folgende typische Leitsymptome für die Behandlung mit Arnica montana:

  • Folgen von stumpfen Verletzungen der Weichteile, Prellungen
  • Quetschungen
  • Zerrungen der Muskulatur
  • Blutergüsse
  • Gefühl wie zerschlagen, Überempfindlichkeit des Körpers, selbst das Bett erscheint zu hart
  • Furcht vor Berührung, schlechter durch Berührung, besser durch Ruhe


Indikationen, praktisches Vorgehen

Arnica ist keine Arznei für alle Verletzungsfolgen, es bestehen in der homöopathischen Medizin differenzierte Regeln für ihren Einsatz. Am wichtigsten ist die Beachtung der Verletzungsform (Auslöser!). Stumpfe Verletzungen, Prellungen, Zerrungen der Muskulatur, Quetschungen, insbesondere wenn diese mit der Ausbildung eines Blutergusses einhergehen, bilden die klassischen Indikationen für die homöopathische Behandlung. Liegen zusätzlich Leitsymptome, wie Zerschlagenheitsgefühle oder die Verschlechterung durch Berührung vor - umso besser. Oft findet man diese zusätzlichen Hinweise allerdings nur bei ausgedehnten Verletzungen. Die akute Behandlung erfolgt mit der Verabreichung von Arnica montana D12, am ersten Tag stündliche Gabe von 3-5 Globuli, dann 3- 4 mal täglich über mehrere Tage.

Auch bei Verletzungen des Kopfes, die zu einer Gehirnerschütterung führen, ist Arnica das erste Arzneimittel, das verabreicht werden könnte. In diesen Fällen ist eine schnelle und „durchgreifende“ Wirkung erwünscht. Die Anwendung einer höheren Potenz, z.B. Arnica C30, zweimalige Gabe im Abstand von etwa 12 Stunden von je 3-5 Globuli, ist in diesen Fällen zu rechtfertigen.


Nach einer Operation oder einem Kieferchirurgischem Eingriff (z.B. Ziehen von Zähnen) kann Arnica ebenfalls angezeigt sein. Wird es allerdings vor einer Operation eingenommen, kann bei empfindlichen Personen die Entwicklung von Arnicasymptomen provoziert werden (Arzneimittelprüfung). Dieses Vorgehen könnte zu einer Zunahme operativer Komplikationen führen. Die vorbeugende Einnahme von Arnica ist also nicht sinnvoll. Die routinemäßige Verabreichung von Arnica nach einer Operation oder nach jeder Verletzung sollte also überdacht werden. Die besten Ergebnisse zeigt der differenzierte Einsatz des homöopathischen Arzneimittels, je nach vorliegender Situation.


Dabei können verschiedene Arzneien auch aufeinander folgend verabreicht werden. Beispielsweise ist als erstes Arzneimittel nach einer Bauchoperation meist Staphisagria angezeigt. Es soll die Ausbildung von Verwachsungen verhindern.
Anschließend könnten Arnica oder weitere Arzneimittel zur Behandlung von Wundheilungsstörungen zum Einsatz kommen.

Verschiedene Homöopathische Arzneien haben auch einen Bezug zu Verletzungen bestimmter Organe:

  • Symphytum → bei Knochenbrüchen
  • Rhus toxicodendron → bei Sehnenverletzungen
  • Hypericum → bei Nervenverletzungen
  • Euphrasia → bei Augenverletzungen

Einnahme homöopathischer Arzneien


Welche Potenz? 

Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12. 


Wie viel? 

Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette. 


Wie oft? 

Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung! 


Wann einnehmen? 

Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.

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