Dehnung
Auch wenn in der vorliegenden Literatur eine deutliche Neigung
zum spontanen Rückgang der Beschwerden beschrieben wird, haben wir es in der Praxis immer wieder mit Patienten zu tun, die über einen langen Zeitraum unter anhaltend oder wiederkehrend starken Schmerzen und Einschränkung ihrer Mobilität leiden.
Grundsätzlich ist bei jeder Behandlung zu berücksichtigen, dass straffes Gewebe, wie Bänder, Sehnen oder Sehnenplatten, meist nur langsam heilt. Unabhängig von der Art der Behandlung sollte also von einer Behandlung nicht unbedingt eine unmittelbare Wirkung erwartet werden.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden im folgenden gängige Behandlungsoptionen aufgeführt und ihre Wirksamkeit auf der Basis einer umfassenden Literaturrecherche beurteilt.
Dehnung
Auf der Grundlage der o.g. biomechanischen Überlegung ist die regelmäßige Durchführung von Dehnungsübungen, sowohl der PF als auch der Wadenmuskulatur, sinnvoll. Dies konnte durch Studien bestätigt werden. Auch langfristig (nach zwei Jahren) waren über 90 % der Patienten mit der Behandlung zufrieden und sie berichteten über Schmerzfreiheit. Die regelmäßige Durchführung eines Dehnungsprogrammes, zunächst unter physiotherapeutischer Anleitung, ist unter Berücksichtigung der Ergebnisse der vorliegenden Studien offensichtlich eine der wirksamsten Maßnahmen bei der Behandlung der plantaren Fasziitis.
Literatur: (4, 6, 9, 12)
Gewichtsreduktion
Die Abnahme des Körpergewichts bei übergewichtigen Menschen mit plantarer Fasziitis scheint einen positiven, zusätzlichen Effekt auf die Heilung zu haben.
Literatur: (9,18)
Einlagen
Die Frage, ob individuell angefertigte oder Standardeinlagen bei der Behandlung erfolgreich sind, wird in Studien uneinheitlich beurteilt. Möglicherweise können Sie für eine gewisse Zeit hilfreich sein, der langfristige Erfolg ist fraglich.
Literatur: (14, 15, 19)
Entzündungshemmer (Antiphlogistika)
Die Einnahme von Entzündungshemmern kann aufgrund ihrer schmerzlindernden Wirkung den Schmerz abschwächen. Im Vergleich zu einer Placebobehandlung (Scheinbehandlung mit unwirksamen Medikamenten) war ein nachhaltiger Therapieerfolg jedoch nicht nachweisbar.
Dabei sind insbesondere die potentiellen Nebenwirkungen dieser Medikamentengruppe zu beachten, die mit dem Alter stark zunehmen können. Für eine Heilung ist grundsätzlich ein gewisses Maß an Entzündung unverzichtbar. Da es sich bei Bändern und Sehnen um Gewebe mit einer langsamen Heilungstendenz handelt, besteht die Überlegung, dass die Hemmung einer zur Heilung notwendigen Entzündung den Krankheitsprozess sogar verlängern (chronifizieren) könnte.
Literatur: (4, 7, 9, 12)
Kortison
Eine im Bereich der Orthopädie übliche Behandlungsmethode ist die Injektion von Kortison an die Plantarfaszie. Dieser Behandlung liegt der Gedanke zugrunde die Beschwerden zu lindern, indem durch Kortison die Entzündungsreaktion unterdrückt wird. Im Vergleich ist diese Maßnahme relativ gut untersucht. Es liegen annähernd 40 Studien mit über 2000 Teilnehmern vor. Allerdings ist die Qualität der durchgeführten Studien meist gering. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Schmerzen kurzfristig reduziert werden können. Dieser Effekt scheint allerdings auf wenige Wochen begrenzt zu sein - ein länger als vier Wochen anhaltender Erfolg kann aus den vorliegenden Studien nicht abgeleitet werden.
Ähnlich wie bei der Einnahme von Entzündungshemmern sind bei der Injektion von Kortison an die PF potentiell gravierende, unerwünschte Wirkungen zu berücksichtigen. Neben der Ausdünnung der PF (Atrophie) ist es nach mehrfacher Injektion zu Rissen der PF gekommen. Die Nutzen–Schaden–Bilanz spricht gegen die Anwendung dieser Maßnahme. Wird Kortison injiziert, wird die Begrenzung auf zwei, maximal drei Injektionen pro Jahr empfohlen.
Literatur: (1, 5, 9,13)
Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)
Die Stoßwellentherapie wurde zunächst zur Zertrümmerung von Nierensteinen eingeführt. Bei dieser Behandlung werden mit einem Gerät Druckwellen erzeugt. Verkürzt gesagt besteht ihre Wirkung darin, dass sie die Entzündungsreaktion im Gewebe anregt. Damit ist ihre physiologische Wirkung interessanterweise der von Entzündungshemmern und Kortison entgegengesetzt.
Eine umfangreiche und sehr detaillierte Auswertung von insgesamt 29 Studien kommt im Wesentlichen zu dem Ergebnis, dass im Vergleich zu einer Scheinbehandlung auch längerfristig (mehr als 6 Monate) von der ESWT positive Ergebnisse zu erwarten sind, die über einen Placeboeffekt hinausgehen. Auch im Vergleich zur Durchführung von Dehnungsübungen konnte ein (allerdings geringer) Nutzen nach-gewiesen werden. Ob die Stoßwellentherapie allerdings auch längerfristig, nach mehr als sechs Monaten, gegenüber Dehnungsübungen von Vorteil ist, kann nicht sicher beurteilt werden. Im direkten Vergleich zur Injektion von Kortison an die PF hat sich die Stoßwellentherapie überlegen gezeigt.
Literatur: (4, 9, 11)
Die homöopathische Behandlung der Plantaren Fasziitis wird im folgenden Beitrag ausgeführt.