Verschreibung; Foto: ©Syda Productions/fotolia
Neben der Beachtung geeigneter Hygienemaßnahmen geht es bei der Eindämmung von Resistenzen um die Verordnungshäufigkeit von Antibiotika. Sie werden am häufigsten gegen Infektionen der Atemwege eingesetzt. Betrachtet man die einzelnen Erkrankungen, derentwegen sie beispielsweise 2013 bei Kindern verordnet wurden, dominieren Husten und Bronchitis (ca. ein Viertel aller Verordnungen), Erkältungen und Infekte (ebenfalls ca. 25%) und die Entzündung des Mittelohres (ca. 20 %).
Antibiotika wirken auf Bakterien - nicht gegen Viren! Die meisten der oben genannten „Erkältungskrankheiten“ werden aber nicht durch Bakterien, sondern durch Viren verursacht! Alle Studien über die Verordnung von Antibiotika zeigen durchgängig dasselbe, völlig paradoxe Phänomen: 80-90 % der Atemwegsinfekte werden durch Viren ausgelöst - und 80-90 % dieser Erkrankungen werden antibiotisch behandelt!
Die Basis der modernen Medizin ist ihre Wissenschaftlichkeit. Das verfügbare Wissen sollte Grundlage ärztlichen Handelns sein. Der Zusammenhang zwischen der Verordnungshäufigkeit von Antibiotika und der Entwicklung von Resistenzen ist, wie dargestellt, eindeutig. Warum verschreiben Ärzte trotzdem so häufig Antibiotika, obwohl sie doch wissen, dass viele der behandelten Krankheiten durch Viren ausgelöst werden und Antibiotika in diesem Fall wirkungslos sind?
Offensichtlich spielen nicht nur medizinische Fakten, sondern auch die Erwartung ihrer Patienten im Bewusstsein der Ärzte eine wesentliche Rolle. Eine interessante Studie aus England gibt darüber Aufschluss. Von den Patienten mit einem Infekt der Atemwege, ein Antibiotikum ist wie gesagt in den meisten Fällen sinnlos, erhielten nahezu 90 % ein Rezept - wenn sie dies erwarteten. Von den Erkrankten hingegen, die sich über die weitere Behandlung nicht festgelegt hatten, bekam nur jeder vierte ein Antibiotikum verschrieben (25 %). Interessant ist die Begründung der Ärzte: Das Ausstellen eines Rezeptes gehe einfacher und schneller als Betroffene von der Harmlosigkeit ihrer Erkrankung zu überzeugen. Vor allem hatten die Mediziner Sorge, dass Patienten sich schlecht behandelt fühlen könnten, wenn sie ohne Rezept die Praxis verlassen. Dies wiederum scheint ein einseitiger Fehlschluss zu sein. Denn die Patienten, die eine Verschreibung für das Antibiotikum erhielten, waren nicht zufriedener als diejenigen, die ohne entsprechendes Rezept nach Hause gingen. Die Zufriedenheit bemisst sich in der Studie vor allen Dingen daran, ob sich der Arzt Zeit nimmt, Befund und Krankheit verständlich erklärt und auf Ängste und Sorgen ausreichend eingeht.