Impfung: ©Africa Studio/fotolia
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Wird die Wirkung der Grippeschutzimpfung überschätzt?

Dr. med. M. Berger - April 2008

Der Herbst ist die Zeit, in der vielfältig für die Impfung gegen die „Grippe“ geworben wird. Häufig wird bei der Impfentscheidung anscheinend folgende Voraussetzung übersehen: „Die Grippeimpfung“ schütz keinesfalls vor dem „grippalen Infekt“. Ihr Ziel ist es vielmehr, einen Schutz gegen die Komplikationen der echten Grippe, eine Infektion mit Influenzaviren, zu erreichen. Die Empfehlung der STIKO (Ständige Impfkommission) zur Impfung gegen die Influenza bezieht sich vor allem auf Risikogruppen, die für die Impfung in Frage kommen. Dies sind Menschen über den sechzigsten Lebensjahr sowie Personen mit schweren chronischen Grunderkrankungen (der Lunge, des Herzens, Zuckerkrankheit u. a.) Die Impfempfehlung gilt also nicht für die gesamte Bevölkerung! 


Nun ist erneut eine Diskussion in der Laien- und Fachpresse über den Nutzen der Influenzaimpfung entstanden. Das arznei-telegramm, eine neutrale und unabhängige Fachzeitschrift für Ärzte und Apotheker, geht in seiner Ausgabe 10/2008 der Frage nach, ob die Wirksamkeit der Influenzaimpfung überschätzt wird. Dafür werden etliche Ungereimtheiten hinsichtlich des Effektes der Impfung aufgeführt: 

  • Man geht allgemein davon aus, dass ca. 5 % der Todesfälle in den Wintermonaten als Komplikationen der Virusgrippe gerechnet werden können. Die Befürworter der Impfung argumentieren, dass die Gesamtsterblichkeit der Bevölkerung in den Wintermonaten sich durch Impfung um die Hälfte reduzieren lässt. 
  • Dagegen spricht, dass gerade bei älteren Menschen (über den siebzigsten Lebensjahr), also der wesentlichen Risikogruppe, wegen der schwächeren Immunantwort auf die Impfung nur ein geringer Schutzeffekt nachweisbar ist. 
  • Bei einigen Studien zur Wirksamkeit der Grippeimpfung fällt auf, dass geimpfte Personen auch außerhalb der Grippezeiten ein deutlich niedrigeres Sterberisiko aufweisen. Dies kann logischerweise kein Effekt der Grippeimpfung sein! Fachleute gehen davon aus, dass Menschen mit bewusstem Gesundheitszustand und gesünderer Lebensweise sich eher impfen lassen, was dann zur Vortäuschung eines Effektes durch die Impfung führen könnte. 
  • In der Grippesaison 1997/98 enthielt der Impfstoff nicht die aktuellen, tatsächlichen die Krankheit auslösenden Influenza - Typen. Dennoch kam es nicht zu einem Anstieg der Sterblichkeit durch die Influenzaerkrankung.


Das arznei-telegramm fasst zusammen:


„Die Unsicherheiten der Datenlage zur Grippeimpfung können nur mit großen ... Studien  ausgeräumt  werden.  Angesichts  der  weltweit einhelligen Empfehlungen erscheint es jedoch zweifelhaft, dass solche Studien auf den Weg gebracht werden. Impfkommissionen sind gefordert, die Basis ihrer Empfehlungen neu zu überprüfen und transparent zu machen. Hemdsärmlige Berechnungen ... sind nicht länger akzeptabel".


"Die Arbeiten belegen nicht die Unwirksamkeit der Influenzaimpfung, verdeutlichen aber das Fehlen valider Wirksamkeitsdaten. Die Wissenslücke kann nur geschlossen werden, indem große randomisierte plazebokontrollierte Studien durchgeführt werden.“


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