Nebenwirkungen; ©Annibell82/fotolia
„Wechseljahre sind eine Krankheit und nicht natürlich. Sie sind von Menschenhand geschaffen. (...) Der Hormonersatz (...) ist direkt mit dem Einsatz des Hormons Insulin bei Diabetikern (...) vergleichbar. Niemand käme auf die Idee, letzteren die Hormone zu verweigern (...).“ So lautete eine Pressemitteilung des Berufsverbandes der Frauenärzte Niedersachsens noch im September 2002. Dabei wurde bereits im Mai des Jahres 2002 die größte, wissenschaftlich einwandfreie, auf die Dauer von 8 Jahren angelegte Studie zu diesem Thema nach gut 5 Jahren wegen eindeutiger Ergebnisse vorzeitig abgebrochen: Die Hormonbehandlung in und nach den Wechseljahren schadet mehr als sie nützt (WHI - Studie)!
So sieht die Bilanz aus, die sich nach dieser Studie ergibt:
Von 1 Million Frauen, die Hormone einnehmen, erkranken im Vergleich zu einer (Placebo-) Gruppe ohne Hormoneinnahme im Jahr:
→ ca. 700 Frauen zusätzlich an Herzerkrankungen
→ ca. 800 Frauen zusätzlich an Schlaganfällen
→ ca. 1800 Frauen zusätzlich an venösen Thrombosen und Embolien
(„Thrombose“ = „Verstopfung“ von Venen durch Gerinnsel, „Embolie“ = lebensgefährliche Verschleppung des Gerinnsels in die Lunge)
→ ca. 800 Frauen zusätzlich an Brustkrebs
→ ca. 2.000 Frauen an Erkrankungen der Gallenblase, die eine Operation notwendig machen
→ ca. 500 Knochenbrüche (Hüfte) weniger
→ ca. 600 Erkrankungen an Darm- und Mastdarmkrebs weniger
Weitere Studien haben diese Ergebnisse in späteren Jahren bestätigt: Auch wenn die von Hormonen günstig bzw. ungünstig beeinflussten Krankheiten gemeinsam bewertet werden, überwiegen die Schädigungen deutlich! Nach Veröffentlichung der WHI - Studie wurden die Risiken der Hormontherapie auch in der (Laien-) Presse ausführlich dargestellt. Trotz des anfänglichen Wiederstandes in Teilen der Ärzteschaft, den Ergebnisse glauben zu schenken, sanken die Verordnungen für die Hormonbehandlung in den Wechseljahren kontinuierlich. Angesichts der ungünstigen Nutzen - Schadens - Relation ist es allerdings erstaunlich, dass sie weiterhin recht häufig eingesetzt wird.
Das Institut für Gesundheits- und Sozialforschung, Berlin analysierte die Verordnung von Hormonen in den Wechseljahren für den Zeitraum 2000 bis 2005. Fazit: „ (...) Insgesamt ist auf Basis der vorliegenden Ergebnisse zu vermuten, dass die aktuellen Empfehlungen zur Anwendung der (...) Hormontherapie nach Erscheinen der WHI-Studie in der Praxis insgesamt berücksichtigt werden. Trotz des Rückganges der Verordnung von Hormontherapien im Beobachtungszeitraum überrascht jedoch, dass auch nach Veröffentlichung der WHI-Studie relativ viele Hormonbehandlungen durchgeführt und auch neu begonnen werden“. Aktuell ist davon auszugehen, dass in Deutschland immerhin noch etwa 1 Millionen Frauen jährlich Hormone gegen Beschwerden in den Wechseljahren einnehmen. Die Zahl der sich daraus ergebenden Gesundheitsstörungen, lässt sich auf der Basis oben genannter Risiken leicht ausrechnen.