Dr. med. Mirko Berger -
Fieberhafte Infekte, Schnupfen, Entzündungen des Mittelohres und andere
akute Erkrankungen der Atemwege werden überwiegend durch Viren
ausgelöst (je nach Studie in 70 – 90%). Obwohl Antibiotika bekanntlich nur
auf Bakterien wirken, erhalten die meisten Menschen mit einem akuten
Atemwegsinfekt von ihrem Arzt ein Rezept für ein Antibiotikum (bis zu 90%
der Betroffenen). Etliche Studien haben zweifelsfrei gezeigt, dass eine
antibiotische Behandlung nur selten notwendig oder effektiv ist.
Bitte bedenken Sie, dass akute Symptome eines Atemwegsinfektes durchaus
wünschenswerte und unverzichtbare Abwehrreaktionen darstellen - sie sind
Zeichen der Auseinandersetzung des Organismus mit eindringenden
Erregern. Fieber beispielsweise ist nicht etwa eine eigenständige Krankheit.
Es zeigt an, dass der Körper auf Krankheitserreger reagiert und seine
Abwehrkräfte mobilisiert. Bei hohen Körpertemperaturen können sich Viren
und Bakterien nicht gut vermehren, Stoffwechsel und Abwehrfunktionen
werden zur effektiven Arbeit angekurbelt. Sie sollten auch berücksichtigen,
dass hohes Fieber, insbesondere bei Kindern, nicht zwangsläufig auf eine
schwere Erkrankung hinweist - das kindliche Immunsystem reagiert schnell
und heftig. Andererseits können kleine Kinder (im ersten Lebensjahr) und
alte Menschen besonders empfindsam auf Fieber reagieren. Bei längerem
Krankheitsverlauf und starker Einschränkung des Allgemeinbefindens sind ärztliche Kontrolluntersuchungen angezeigt.
Die genaue Betrachtung der Behandlungsmöglichkeiten bei diesen akuten
Erkrankungen der Atemwege lässt uns schnell erkennen, dass
pharmakologisch - medikamentös ausnahmslos symptomatisch - lindernde
Maßnahmen zur Verfügung stehen. Diese Medikamente (Fiebersenker,
Entzündungshemmer, Schmerzmittel o.a.) lindern zwar die Beschwerden -
der Verlauf der Erkrankung wird nicht beeinflusst. Sie sind bei hohen
Temperaturen mit ausgeprägter Störung des Wohlbefindens und drohenden
Komplikationen, wie Kreislaufbelastung, Gefahr der Austrocknung oder
Fieberkrampf sinnvoll.
Die Homöopathie versteht sich als regulierende Methode. Homöopathische
Arzneien sollen zur Selbstheilung anregen. Die Arbeit des Immunsystems
wird optimiert, Erreger können effizient abgewehrt werden - dann hat unser
Organismus keinen Grund mehr, Fieber (oder andere Symptome) zu
entwickeln! Wie immer in der Homöopathie sollte das auszuwählende
Arzneimittel möglichst gut zu den Beschwerden des kranken Menschen
passen.
Schnupfen ist nicht gleich Schnupfen! Eine gute Möglichkeit, die in Frage
kommenden Arzneien zu unterscheiden, ist die Beachtung der Art der
Absonderung.
1. Wässriger Fließschnupfen
Allium cepa (Küchenzwiebel) ist eine häufige „Schnupfenarznei“, die bei wässriger, reichlich, „wie aus einem Wasserhahn“ fließender Absonderung aus der Nase zum Einsatz kommt. Nasenränder und Oberlippe werden schnell wund. Niesattacken sind gerade zu Beginn der Erkrankung häufig. Leicht wundmachender Schnupfen weist auch auf Arsenicum album hin. Allerdings fließt der Schnupfen nicht so reichlich und der Allgemeinzustand ist stärker betroffen (Schwäche mit Frieren und Frösteln, Bedürfnis nach Wärme). Euphrasia ist angezeigt, wenn der fließende Schnupfen eher milde ist. Dafür sind die Augen stark gereizt und gerötet.
2. (Gelblich -) schleimiger Schnupfen
Neben der (gelblich-) schleimigen Absonderung ist bei Pulsatilla die Verschlechterung der Beschwerden und des allgemeinen Befindens in warmer Umgebung sehr typisch. Dann kann die Nase unangenehm verstopft sein. In kühler Umgebung, im Freien oder bei geöffnetem Fenster geht es auffallend besser. Umgekehrt verhält es sich bei Hepar sulphuris. Der Schnupfen ist mit starkem Frieren und Empfindlichkeit auf jeden Luftzug verbunden. Insbesondere der Kopf wird eingehüllt und warm gehalten. Die Arznei ist auch angezeigt, wenn der Schnupfen beginnt, sich in eine Entzündung der Nasennebenhöhlen auszuweiten.
3. „Trockener“ Schnupfen mit verstopfter Nase
Ist die Nase trocken und besteht ein starkes Bedürfnis, oft die Nase zu schnäuzen, auch wenn wegen der Trockenheit kaum Sekret entleert wird, denken wir an Sticta pulmonaria. Wie beschrieben ist auch Pulsatilla eine passende Arznei, wenn insbesondere in warmer Umgebung (im Bett) die Nase lästig verstopft ist. Frische kühle Luft lindert schnell. Sambucus nigra ist typischerweise bei kleinen Kindern oder Säuglingen angezeigt, die wegen der verstopften Nase Schwierigkeiten beim Trinken (Stillen) haben. Schwitzattacken begleiten den Schnupfen.
Einnahme homöopathischer Arzneien
Welche Potenz?
Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12.
Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung!
Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.