Dr. med. M. Berger -
Es ist eine Besonderheit des kindlichen Organismus, bei Infekten schnell und
heftig zu reagieren. So neigen Kinder sehr viel mehr als Erwachsene dazu,
Erkrankungen mit (hohem) Fieber zu entwickeln – das mobilisiert die
körpereigenen Abwehrkräfte und bekämpft wirksam Viren und Bakterien, die
hohe Temperaturen nicht gut vertragen. Konventionellen Medikamente
(„Fiebersenker“, Schmerzmittel, Entzündungshemmer, u. a.) lindern lediglich
Beschwerden, ohne den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen. Im
Gegenteil, bei fieberhaften Infekten kann die übermäßige Senkung des
Fiebers die Krankheitsdauer verlängern!
Das Fieber senkende Medikamente
sind lediglich bei hohen Temperaturen mit ausgeprägter Störung des
Wohlbefindens und drohenden Komplikationen, wie Kreislaufbelastung,
Gefahr der Austrocknung oder Fieberkrampf, sinnvoll. Bei Berücksichtigung
der Tatsache, dass die meisten Infekte der Atemwege durch Viren ausgelöst
werden, ist die vielfältige Verordnung von Antibiotika völlig unverständlich - weil meist nutzlos.
Alle relevanten Studien zeigen, dass ihr Einsatz für die meisten betroffenen
Kinder, wenn überhaupt, dann nur einen sehr geringen Nutzen aufweist. Bei
akuter Mittelohrentzündung erhöhen sie die Gefahr eine erneute Erkrankung
durchzumachen. Die dramatische Zunahme multiresistente Erreger ist der
Preis für den unnötig häufigen Einsatz antibiotischer Substanzen. Darüber
hinaus ist mit häufigen Nebenwirkungen zu rechnen, 10 % der antibiotische
behandelten Kinder entwickeln Hautreaktionen oder Komplikationen des
Magen-Darm-Trakts.
Homöopathisch sind Kinder mit Entzündungen des Mittelohres, je nach
individuellen Beschwerden, mit unterschiedlichen Arzneien zu behandeln.
Ferrum phosphoricum
Bei gering oder nur mäßig ausgeprägten Beschwerden ohne besondere
Krankheitszeichen ist meist diese Arznei gut passend. Die Temperatur ist nur
wenig erhöht, der Allgemeinzustand wenig beeinträchtigt.
Belladonna (Tollkirsche)
Belladonna sollte die geeignete Arznei sein, wenn die Schmerzen plötzlich beginnen und stark sind. Häufig begleitet schnell ansteigendes Fieber die Entzündung des Ohres. Die Kinder glühen, das Gesicht ist rot, Hände und Füße können auffallend kalt sein. Trotz des hohen Fiebers kommt es beim Abdecken zum Frösteln, Wärme tut gut.
Pulsatilla (Kuhschelle)
Kommt es im Rahmen eines Schnupfens mit reichlich gelb-
grüner Absonderung aus der Nase zu einer
Mittelohrentzündung, denken wir zunächst an Pulsatilla. In
warmer Umgebung, z.B. im Bett, ist die Nase verstopft und
sowohl die Beschwerden des Ohres als auch der
Allgemeinzustand schlechter. Kalte, frische Luft hat einen lindernden Einfluss auf alle Beschwerden. Für diese Arznei spricht auch die
weinerliche und trostbedürftige Veränderung der Stimmung betroffener
Kinder.
Chamomilla
Kippt die Gemütsverfassung in Richtung Unzufriedenheit (die Kinder verlangen nach Diesem und Jenem, wenn sie es bekommen, sind sie noch unzufriedener), Reizbarkeit und Zorn, beginnen die Kinder sich aggressiv gegen alles zu wehren, ist Chamomilla das Mittel der Wahl. Tragen und schnelles Schaukeln auf dem Arm kann sie vorübergehend beruhigen. Oft begleitet (grünlicher) Durchfall, der schnell zu einem Windelekzem führt, die Beschwerden.
Einnahme homöopathischer Arzneien
Welche Potenz?
Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12.
Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung!
Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.