...auf Reisen; Foto: homoeopathie-heute
Wenn Reisen zur Qual wird
Dr. med. A. Wacker -
In nahezu jeder Familie gibt es einen oder mehrere Angehörige, die
unterschiedliche Formen des Reisens nicht vertragen.
Am weitesten verbreitet
sind die Reisekrankheit im Auto (PKW oder Bus) und die Seekrankheit. Aber
auch in der Eisenbahn oder Straßenbahn können bei empfindlichen Personen
Beschwerden auftreten. Das Fliegen kann ebenso Probleme verursachen; hier
werden die allgemeinen Symptome (s.u.) häufig durch zusätzliche Angst
ergänzt und erschwert.
Was geschieht beim Reisen bzw. beim Fahren oder Fliegen?
Durch ungewohnte Seit-, Aufwärts- oder Abwärtsbewegungen wird das
Gleichgewichtsorgan irritiert. Die Empfindlichkeit hierfür ist nicht bei allen
Menschen gleich ausgeprägt; manche Personen sind völlig unempfindlich in
Bezug auf ihren Gleichgewichtssinn. Bei Empfindlichen jedoch führen die
ungewohnten Schaukel-, Wellen- oder Rüttelbewegungen zu unangenehmen
Beschwerden.
Bekanntermaßen kann die Reisekrankheit zu schlimmsten Elendsgefühlen
führen, z. B. bei Schiffsfahrten, aber auch im Auto. Neben den ungewohnten
Bewegungen kann auch der Mangel an „frischer Luft“ zur Symptomatik
beitragen.
Besonders quälend ist die Seekrankheit, wenn sich jemand auf einem
mehrtätigen Segeltörn befindet,
nachts auf dem Schiff schlafen muss und
keine Möglichkeit hat, zu „entkommen“. Die gute Nachricht hierbei ist: in der
Regel gewöhnt sich das Gleichgewichtsorgan nach einigen Stunden bis Tagen
an die Irritation, und die Beschwerden klingen ab.
Die Symptome der Reisekrankheit
- Elendsgefühl
- Schwindel
- Benommenheit
- Übelkeit
- Brechreiz
- Erbrechen
- Appetitlosigkeit; in manchen Fällen auch das Gegenteil (Hunger, Heißhunger)
- Kopfschmerzen
- Schweißausbrüche
„Ausschalten“ des Gleichgewichtssinnes
Als einfache physikalische Maßnahme kann man im Sitzen den Kopf in den
Nacken legen. Durch die veränderte Position wird die Empfindlichkeit des
Gleichgewichtsorgans herab gesetzt. Auch Hinlegen kann bei vielen Menschen
zu einer Linderung der Symptome führen, ebenso Öffnen der Fenster bzw.
Aufenthalt in frischer Luft.
Problematik konventioneller Arzneien
In der Apotheke bekommen Sie gebräuchliche Mittel gegen Reisekrankheit;
diese können jedoch z. T. ähnliche Nebenwirkungen haben, wie sie von
manchen Psychopharmaka (insbesondere Neuroleptika) bekannt sind.
Flugangst und Flugkrankheit
Im Flugzeug kann die Angst vor dem Fliegen bzw. vor dem Abstürzen so stark
werden, dass sie die anderen Symptome der Reisekrankheit überlagert oder
ganz in den Schatten stellt.
Was kann homöopathisch helfen?
Cocculus - Kockelskörner (Anamirta cocculus)
Cocculus ist neben Tabacum das wichtigste Mittel gegen Reise- und
Seekrankheit. Schon der Anblick bewegter Boote kann Übelkeit verursachen!
Der Cocculus- Zustand ist nervös und überreizt. Alles fühlt sich hohl und leer an:
der Kopf; der Brustkorb; der Bauch; der Unterleib. Es besteht Übelkeit mit
Widerwillen gegen alle Getränke und Speisen; es kommt zum Erbrechen, wobei
der Speichel im Mund zusammen fließt. Man leidet unter Schwindelgefühl mit
Übelkeit bei jeder Bewegung. Evtl. kommt es sogar zum Auftreten von Zittern,
auch mit Muskelkrämpfen und -zuckungen. Die Beschwerden verschlimmern
sich bzw. treten auf: bei passiver Bewegung, wie durch Fahren im Wagen oder
in der Bahn oder auf dem Schiff; beim Schwimmen, durch Schlafmangel, nach
Überanstrengung, in Kälte. Besserung und Linderung werden bewirkt durch:
Sitzen oder in Seitenlage.
Tabacum
(Nicotiana tabacum, die Tabakpflanze)
Der Tabak wirkt vor allem auf Nervensystem und Herz; neben Cocculus ist
Tabacum der wichtigste Wirkstoff gegen Reise- und Seekrankheit. Blass-
grünliches Gesicht mit kaltem Schweiß. Die Muskeln der Hohlorgane ziehen sich
zusammen. Es kommt zu Gefühlen von Zusammenschnürung in Hals, Brust, Blase
und Mastdarm. Tabak erzeugt beim ersten Genuss ein Elendsgefühl, daher kann
er gegen Reise- und Seekrankheit eingesetzt werden, welche ja auch mit
Elendsgefühl einhergehen. Man hat starken Schwindel mit kaltem Schweiß,
schlimmer durch Öffnen der Augen. Das Gesicht ist leichenblass, manchmal
auch bläulich, außerdem eingefallen und kaltschweißig. Der Speichelfluss ist
vermehrt. Die Übelkeit („zum Sterben elend“) führt zu heftigem Erbrechen. Es
kommt zur Verschlimmerung der Beschwerden durch: Bewegung, auch passive,
wie auf Reisen. Besserung: durch Kälte und frische Luft; Entblößung des Bauches
führt zur Besserung der Magen- Darm- Symptome.
Petroleum
Es besteht Übelkeit, die Speichelbildung ist vermehrt. Das Charakteristische an
diesem Zustand ist, dass der Leidende trotz seiner Übelkeit Appetit hat. Durch
Essen kommt es zur Linderung der Übelkeit.
Borax
Der Patient hat Angst vor Aufwärts- und Abwärtsbewegungen, und es geht ihm
bei diesen Bewegungen besonders schlecht. Dies ist der Zustand der Flugangst
mit seinen begleitenden Beschwerden. Kritische Phasen sind besonders Start
und Landung; der Patient kann unter Übelkeit, Aufstoßen, Erbrechen, Schwindel
und / oder Kopfschmerzen leiden. Der Druckausgleich am Ohr kann gestört
sein.
Einnahme homöopathischer Arzneien
Welche Potenz?
Wir empfehlen für die akute Behandlung die homöopathische Potenz D12.
Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette.
Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend 2 - 4 x täglich. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2 - 4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, erwarten wir nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung!
Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal, ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.